“Alles außer Abriss!” - wie in Salzburg aus einer Autogarage ein Leuchtturmprojekt wird

Wenn man vom Autopalast spricht, assoziiert das Wort „Palast“ wohl andere Vorstellungen, als der Garagenbau aus den 1930er Jahren im Salzburger Stadtteil Schallmoos aktuell vermitteln kann. Der Zugang über einen herunter gekommenen Hinterhof durch ein klapperndes Rolltor und über eine Autorampe stellten Publikum wie Veranstalter durchaus vor Herausforderungen. Trotzdem oder gerade deshalb haben über 90 Interessierte aus Architektur, Immobilienentwicklung, Stadtgestaltung und Politik den Weg ins künftige „Quartier Autopalast“ gefunden.
 
Tatsächlich war das Gebäude in seiner Entstehungszeit durchaus visionär, weil hier für 300 Fahrzeige auf zwei Geschossen Stellplätze geschaffen wurden, als es in der ganzen Stadt Salzburg nicht einmal 30 zugelassene Pkws gab. Und die bauliche Substanz aus dem 1930er Jahren ist tatsächlich außergewöhnlich und hat ihren Charm, weshalb diese auch erhalten werden und adaptiert werden soll. Und zwar zu einer multifunktionellen und belebten Sockelzone, sowie zu sozial verträglichen Wohnungen und am Dach werden freifinanzierte Eigentumswohnungen in gehobenem Standard nachverdichtet. Viele mit einem wunderbaren Blick auf den Mönchsberg und einen Steinwurf entfernt vom Schloss Mirabell.
 
Im Auftrag von MAYWEG Immobilien soll nach den Plänen von Smartvoll Architekten aus einer innerstädtischen Industriebrache ein inspirierendes und innovatives Stadtquartier nutzbar gemacht werden. Anstatt den historischen Bestand abzureißen, wird dieser transformiert, weitergebaut, umgenutzt und der Leerstand aktiviert und nachverdichtet. Es entstehen zukunftsfähige, klimagerechte Lebensräume im Sinne einer sozialen Nachhaltigkeit. Die Ziele des Gemeinwohls, ökologische und ökonomische Parameter sowie jene der Stadtentwicklung wurden im Rahmen eines iterativen Aushandlungsprozesses gemeinsam mit Stadt, Land, SVK, Immobilienentwicklern und Architekt*innen festgelegt. Das Ergebnis ist vielversprechend und zukunftsweisend.
 
Nach einem sehr spannenden und unterhaltsamen Impulsvortrag von Philipp Buxbaum und Christian Kircher von Smartvoll Architekten wurde die Diskussion durch ein Statement der Sprecherin der Österreichischen Plattform Baukultur Politik Caren Ohrhallinger eröffnet, die deutliche Erleichterungen für das Weiterbauen im Bestand, nach dem Vorbild von Niedersachsen forderte. Und auch die Phase Null, in der innovative Strategien und Ziele entwickelt werden braucht eine erhöhte Förderung. Für entsprechende Erleichterungen in der Bestandssanierung trat auch Michael Strobl von der ZT-Kammer OÖ/Salzburg ein, die als Kooperationspartner die Veranstaltung unterstützte. Die Erleichterung von Planungs- und Bauprozessen würde die Baubranche ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen, und leistbares Wohnen begünstigen. Vor allem könnten dadurch aber die Klimaziele schneller erreicht werden und dafür würden die Architekt*innen als Generalisten in diesem Bereich einen wesentlichen Beitrag leisten können.

Projektentwicklern Markus Eberharter plädierte für eine erhöhte Förderung für den Um- und Weiterbau von Bestandsobjekten. Ebenso unterstützte er die Idee der Erleichterungen in den Normen und Auflagen für Adaptive Reuse und klimagerechtes Weiterbauen im Bestand. Der Anstieg der Immobilienpreise sei unter anderem auch aufsteigende Auflagen und Normen zurückzuführen, die dem Ziel von leistbarem Wohnen entgegenstünden. Die ehemalige Stadträtin für Umwelt und Bau in der Stadt Salzburg und jetzige Klubobfrau der Grünen im Salzburger Landtag, Martina Berthold, unterstützte die Forderungen ihrer Vorredner*innen nach Bodenschutz und einer verstärkten Förderung einer klimafitten Nachverdichtung. Kreislaufwirtschaftliches Bauen bzw. das Weiterbauen im Bestand, wie beim Quartier Autopalast, seien wesentliche Hebel zur Erreichung der Klimaziele und bräuchten daher verstärkte Unterstützung. Um das zu erreichen, plädierte sie dafür in der Politik das Gemeinsame über das Trennende zu stellen, weil nur durch ein positives Miteinander die enormen Herausforderungen zu bewältigen seine. Und die Nationalratsabgeordnete und ehemalige Bürgermeisterin von Ottensheim, Uli Böker, bekräftigte abschließend, dass die Ziele des Bodenschutzes nur durch ein mutiges und konsequentes Handeln über alle Parteigrenzen hinweg erreicht werden könnten und auch auf Bundesebene ein prioritäres Anliegen wären.

Unter den zahlreichen Gästen waren auch Projektentwickler Marco Sillaber, Vertreter*innen des Klimaministeriums sowie des Umweltbundesamtes, zahlreiche namhafte Architekturschaffende aus Salzburg aber auch einige, die aus Linz und Wien mit dem Zug angereist waren, sowie Roman Höllbacher von der Initiative Architektur Salzburg und Walter Schuster von der ZV der Architekten Salzburg und viele mehr. Bei Salzburger Weisse und exzellentem Fingerfood vom Bistro 19 konnte noch ausgiebig weiterdiskutiert werden. Unser Dank gilt Smartvoll, allen Diskutant*innen, unseren Premiumpartnern sowie dem Team von AREA Salzburg, die eine stilvolle Möblierung trotz schwieriger Rahmenbedingungen ermöglichten

Donnerstag, 6. Juni 2024, 19h
“Alles außer Abriss!”
Smartvoll Architekten
Quartier Autopalast, Bayerhamerstraße 12A/Rupertgasse, 5020 Salzburg

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