Veranstaltungsrückschau

Vom Gießen, Stürzen, Glätten und Brennen

Hands On Workshop und Werksführung im LAUFEN Innovationszentrum Gmunden-Engelhof

Schon beim Betreten des Werksgeländes von LAUFEN am Areal des ältesten Bahnhofs Kontinentaleuropas, hoch über Gmunden und mit Blick auf den Traunstein, versetzt einen in ein anderes, faszinierendes Universum. Riesige, lichtdurchflutete Hallen, surrende Ventilatoren, hunderte Gipsformen in denen die Rohlinge trocknen und emsige Arbeiter, die gekonnt an jedes einzelne Stück Hand anlegen. Es riecht nach Porzellanerde und GF Christian Schäfer begrüßt persönlich. Schnell wird klar, dass es sich um eine Manufaktur der besonderen Art handelt die verstärkt auch die Individualisierung in der Produktion ermöglichen will. Das Innovationszentrum der gesamten LAUFEN-Gruppe in Gmunden baut auf eine über hundertjährige Tradition und eine außergewöhnliche Expertise. Mit seiner Spezialisierung auf die patentierte Material-Innovation der Saphir Keramik steht Gmunden für völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten im Keramikbereich, sowie hohe Handwerkskunst und Qualität, erfahren wir.

Da bekommt man Lust selbst Hand an zu legen. Die Architekt*innengruppe wurde vorsorglich mit grauen T-Shirts ausgestattet, zwanzig Gipsformen wurden auf einem langen, tischartigen Gestell aufgereiht und schon geht es los mit dem Gießen. Die flüssige Saphir-Keramik-Mischung wird über einen langen Schlauch mittels Spritzvorrichtung manuell -Teilnehmer*in für Teilnehmer*in - in die Löcher der Formen eingebracht. Während die Gipsformen nun die Feuchtigkeit heraus ziehen um einen Rohling entstehen zu lassen, wird die Zeit für eine erste Erkundung der Produktion genützt. In riesigen Kojen sind im Untergeschoss Tonerden und Zuschlagsstoffe gelagert, die mit kleinen Baggern zum Wiegen gebracht werden, um nach speziellen Rezepturen in der Mischanalage zu einem feinen, hellgrauen fast weißen Brei vermengt zu werden. Nach entsprechenden Qualitätskontrollen werden die Mischungen in große Tanks gepumpt die wiederum in den Werkshallen im Obergeschoss in die Gießformen manuell eingebracht werden. Jede Gipsform kann nur eine bestimmte Anzahl an Rohlingen produzieren, dann muss sie wieder recycelt und zu einer neuen Form verarbeitet werden. 

Der Formenbau im Haus baut auf modernste CAD- Planung und computergesteuerte CNC-Fräsen sowie auf jahrzehntelange Erfahrungen. So ist auch eine gewisse Individualisierung der seriellen Produkte möglich. Auch punkto Designs setzt LAUFEN auf international renommierte Stars. Dennoch, die Verformungen beim Brennvorgang der getrockneten und geglätteten Rohlinge ist bei einem Naturmaterial wie diesem nie genau im Vorhinein zu berechnen. So müssen bei einer neuen Entwicklung die Prototypen in vielen Versuchen den Brennofen durchlaufen, um gebrannt ein bestimmtes Design zu erlangen. Dafür sind erfahrene Spezialisten notwendig – ein Knowhow, auf das Gmunden besonders stolz ist. Dennoch braucht es zumindest ein Jahr bis aus einem Design ein serielles Keramik-Produkt entwickelt werden kann.

Nach dem ersten Rundgang und der Antrocknungszeit können die Rohlinge vorsichtig aus der Gipsform gelöst werden und müssen dann händisch weiter- und nachbearbeitet sowie geglättet werden. Die so entstandenen Einzelstücke benötigen wieder etwas Zeit um nach zu trocknen.

Im zweiten Teil der Werksführung werden Brennofen und die neue Produktionshalle besichtigt. Unzählige Varianten an Becken, WC-Schalen, farbigen Beschichtungen und Glasuren. Die Hitze des Brennofens und die abgegeben Feuchtigkeit der trocknenden Formen bescheren einen tropischen Kurzurlaub im Salzkammergut. Da hier auch viel Sonne scheint, wurde eine der größten Solaranlagen der Region am Dach installiert. Klimaschutz bedarf eben doch eine Veränderung unseres Verhaltens und ist mit entsprechendem Wollen auch in der Industrie machbar, wie man sieht. Nachdem die Werkstücke von den Architekten*innen vorsichtig abgelöst und auf Platten stehend für den Brennvorgang vorbereitet wurden ging es noch in das streng geschützte Innovationslabor. Der Einsatz von Saphir-Keramik in der Architektur ist vielfältig – wo und wie genau, dürfen wir aber noch nicht verraten…

Weil der Hände Arbeit hungrig macht, klingt der Hands On-Workshop bei einem gemeinsamen Mittagessen im Hotel-Restaurant Schwan direkt am Traunsee im Zentrum von Gmunden aus. Heitere Stimmung und angeregter Austausch. Man beschließt das Angebot eines Pre-Openings der Fotoausstellung „Gmunden.photo“ in Anspruch zu nehmen. In ca. 30 Frachtschiffkontainern werden noch bis 15. August 24 nationale und internationale Fotokünstler*innen ausgestellt, kuratiert vom Schweizer Beda Achermann. Mit dabei auch Elfie Semotan und Xenia Hausner. Man merkt das Salzkammergut will sich der Kulturhauptstadt annähern. 

Kurzentschlossene können sich bis 14.8.2021 bei LAUFEN für Gratiskarten für die „Gmunden.photo“ per E-Mail anmelden: beate.kastner@at.laufen.com

Unser Dank gilt der wunderbaren Vorortbetreuung von LAUFEN, allen voran Christian Schäfer, Flora Köszegi, Marie Burgstaller, Alfred Mittermair und Martin Brozovsky

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