"Cooling the City" - was können wir zu klimaresilienten Lebensräumen beitragen?
Eine der wichtigsten Herausforderungen für Planer*innen stellt der Umbau zu klimaresilienten Gebäuden und Stadträumen dar. In Wien sterben bereits mehr Menschen an den Folgen der Klimaerwärmung als durch den Verkehr.
Intensiv begrünte Gebäude und Stadträume schaffen ein angenehmeres Stadtklima, aber die technische wie pflegerische Umsetzung ist durchaus herausfordernd. Und nicht alles, was grün ist, ist auch nachhaltig. Im Rahmen unserer Veranstaltung "Cooling the City" am 18. Juni im Laufen Space in Wien ermöglichten die Keynotes von Bernhard Scharf von Green4Cities und Jakob Dunkl von querkraft architekten wie eine erfolgreiche, interdisziplinäre Zusammenarbeit zu spannenden, klimaresilienten Gebäuden führt. "Denn Bäume" , so Jakob Dunkel, "sollen nicht nur aus dem Boden wachsen", was das Ikea-Gebäude am Wiener Westbahnhof veranschaulicht. Am Dach des Gebäudes der Raiffeisen Landesbank Kärnten will querkraft sogar Schafe weiden lassen. Bernhard Scharf zeigte eine besorgniserregende Klimaprognose auch für unsere Breitengrade. Wenn hier der Umbau zu klimaresilienten Gebäuden und Stadträumen nicht umgehend und massiv platzgreift, hinken wir mit drastischen Folgen der Klimaerwärmung hinterher.
Philipp Buxbaum von Smartvoll Architekten zeigte anhand des Projektes "Quartier Autopalast" in Salzburg, wie versiegelte Flächen durch 1,5m tiefe Pflanz- und Regenwasserretenstionsflächen am Dach nachhaltig kompensiert werden können. Aktuelle Stadtentwicklungsprojekte in Wien versiegeln nach wie vor in enormen Ausmaß Böden und zerstören dabei wertvolle Naturflächen. Mit dem Projekt "Urban Wildling" zeigen Smartvoll, wie man auch große Gebäude mit ganz gering versiegelten Bodenflächen umsetzen könnte und gleichzeitig durch am ganzen Gebäude umlaufende, begrünte Freiflächen einen nachhaltigen Beitrag zur Biodiversität leisten könnte.
Liz Zimmermann von SIMZIM Landschaftsarchitektinnen zeigte auf, was für ein enormer Aufwand betrieben werden muss, um vertikale, grüne Fassaden, wie beim Hotel Gilbert, zu bauen. Einen derartigen "Rolls Royce" müsse man sich leisten wollen und damit würde man die urbanen Hitzeinseln wohl kaum flächendeckend in Griff bekommen. Und es brauche immer auch das Engagement der Bauherr*innen und Investor*innen mehr für die Begrünung zu leisten als das gesetzliche Minimum. Beim Projekt Magdas Hotel in Wien Landstraße wurden 16 bestehende Pflichtstellpätze abgelöst, um mit viel Eigenleistung eine scharmante Grünoase im Hof zu schaffen. Und auch bei den Hrachowina Gründen konnte durch die Pflanzung von 400 Bäumen, hochrankende Fassadenbegrünung und die Implementierung von "Grünen Gassen" klimaresiliente Freiräume mit einem hohen Gebrauchswert realisiert werden, die gleichzeitig auch identitätsbildend sind.
130 Besucher*innen waren an diesem heißen Tag gekommen, um nicht nur den Vorträgen im kühlen Laufen Space zu folgen, sondern sich auch an der hitzigen Debatte zu beteiligen. Laut Daniel Zimmermann von 3zu0 versäume die Stadt Wien bei den vielen Umbau im öffentlichen Raum hier nachhaltige Maßnahmen zur Regenwasserretention (Stichwort Schwammstadt) und Begrünung zu implementieren. Aktuell würden enorme Investitionen in Grabungsarbeiten für technische Infrastruktur getätigt werden, ohne dabei die notwendige "grüne Infrastruktur" zu schaffen. Auch Stefanie Drlik von der ÖGLA plädierte für einen Paradigmenwechsel und einen forcierten Ausbau der öffentlichen Grünräume, um die Klimawandelanpassung zu schaffen. Und Renate Hammer vom IBRI forderte eine Nutzung der natürlichen Wasserressourcen, wie z.B. der Wienerwaldbäche, sowie der Niederschlagswässer. Beide würden derzeit ungenutzt nur die Wiener Kanalisation belasten. Der Umbau zu Brauchwassersystemen auch zur Kühlung der Stadt müsse jetzt erfolgen, um noch rechtzeitig eine Klimaanpassung zu ermöglichen.
Die Schaffung von klimaresilienten, urbanen Lebensräumen ist ein Wettlauf gegen die Zeit bzw. Klimaerwärmung. Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen hätten einen großen Hebel, um diesen Umbau doch noch zu schaffen. Die Politik müsste dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Und wir den Paradigmenwechsel in unseren planerischen Zielsetzungen.
Dienstag, 18. Juni 2024, 19h
“Cooling the City”- - grüne, klimaresiliente Architektur
Green4Cities| querkraft | Smartvoll | SIMZIM
Laufen-Space, Salzgries 21, 1010 Wien