"Nachverdichtung & Wahrheit" - innovatives Weiterbauen im Bestand ist Bodenschutz und kilmafreundlich - braucht aber normative Vereinfachungen und wirtschaftliche Anreize
Zu Beginn zeigten drei engagierte Architektinnen drei außergewöhnlichen Projekte, die das innovative Weiterbauen im gründerzeitlichen Bestand zum Thema hatten. Birgit Kornmüller von Bogenfeld Architektur aus Linz zeigte das preisgekrönte "Wohnhaus im 18." in Währing. Zum Zeitpunkt der Errichtung ein absolutes Leuchtturmprojekt punkto nachhaltiger Bestandsadaptierung, verlangte dieses von Architektin wie Bauherr*in enormen Pioniergeist und Durchhaltevermögen. Das Ergebnis begeistert auch 12 Jahre auch Fertigstellung und zeigt nach wie vor welches enorme Potential in vermeintlich abbruchreifen Bestandsgebäuden liegt. Ursula Schneider von POS architekten wiederum konnte mit Entwickler Clemens Rauhs von Liv Immobilien mit dem Projekt "Wohnen im 8ten" nicht nur den straßenseitigen Bestandsbau aus den 1970er Jahren in ein modernes Wohngebäude mit großzügigem Entrée und einem großen Angebot an Freiraumflächen verwandeln, sondern durch einen schräggestellten Neubau im grünen, gründerzeitlichen Block auch die Licht- und Sichtsituation für die Nachbargebäude deutlich attraktiver. Eine Großstadtoase trotz hoher Dichte mit Balkonen und Terrassen sowie schön gestalteten Gartenflächen. Und Lilli Pschill von PSLA Architekten aus Wien, zeigte mit ihrem "Stadthaus Neubaugasse" (das auch für den Mies van der Rohe Award nominiert wurde), wie ein "Einfamilienhaus auf extrem schmaler Liegenschaft im Hinterhof zu einem einzigartigen Terrassen und Atelierhaus werden konnte. Mit bis zum obersten Geschoss treppenhaft ansteigenden Gartenniveaus.
Im Rahmen der anschließenden, durchaus sehr lebendig geführten Diskussion mit Architekt*innen, Bauherr*innen und Developern, sowie mit dem Sprecher der Bauträger der WK Hans Jörg Ulreich und Bernhard Steger von der MA21 wurde kontroversiell argumentiert welche Veränderungen seitens der Politik und der Stadt dringend notwendig wären, um Innovation im Bestand zu ermöglichen.
Seitens der Bauträger wurden die immer massiveren Einschränkungen der Stadt Wien kritisiert, die einer Nachverdichtung durch Ausbauten oder Zubauten zusätzlicher, moderner Wohnflächen entgegenstünden und damit auch der notwendigen Refinanzierung der Bestandssanierungen. Für den Bestand bräuchte es adaptierte Baunormen, die nicht die Anhebung historischer Bauten auf Neubauniveau verlangten. Und es brauche mehr Anreize und Förderungen um aufwertende Investitionen rentabel zu machen. Bernhard Steger wiederum ortete genug Spielräume, um gute Projekte zu realisieren, was ja die gezeigten Projekte bewiesen. Dass aber neue Rahmenbedingungen und Normen die Chance Bestand innovativ weiter zu bauen deutlich erhöhen würden, waren sich beide Seiten einig.
Dienstag, 7. Mai 2024, 19h
„Nachverdichtung & Wahrheit“
Bogenfeld Architektur | POS architekten |PSLA Architekten
Querkraft, Börseplatz 2, 1010 Wien