Eine Sternstunde für biodiverses Design!

Mette Skjold | SLA bei Smartvoll in Wien

„Orte für das ganze Leben“, so titelte der mitreißende Vortrag von Mette Skjold, CEO von SLA aus Kopenhagen. Dieser fand am 8. Oktober im Rahmen der Vortragsreihe vonarchitektur in progress in Wien statt. Das Büro von Smartvoll Architekten in der Kirchengasse stellte den stimmigen Rahmen und war zum Bersten gefüllt. Über 200 Besucher*innen waren gekommen, um den Superstar aus Kopenhagen live zu erleben. Die sympathische und völlig unprätentiöse Dänin begeisterte durch einen fesselnden Vortrag zu klimagerechtem und biodiversem Design. „Lebensräume für alle“ wie Mette betonte, denn die soziale Nachhaltigkeit geht mit der ökologischen einher.

SLA zählt international zu den führenden Büros für Nature-Based-Design und besteht aus einem interdisziplinären Team aus Architekt*innen, Landschaftsplaner*innen, Soziolog*innen, sowie Biodiversitäts- und Klimaforscher*innen. SLA arbeitet weltweit, ob in Dänemark, Oslo, Toronto oder Abu Dhabi mit dem Ziel klimagerechte, sowie sozial nachhaltige, öffentliche Räume zu gestalten. Ob Sozialbau, Regierungsviertel oder Kreisverkehr – jedem der Projekte geht eine profunde Forschungsarbeit voraus.

SLA hilft internationalen TOP-Architekturbüros, wie z.B. BIG bei so herausfordernden Aufgaben wie der Gestaltung eines biodiversen Landschaftsparks neben der Skipiste auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage Amagar Bakke. Nachdem die von BIG intendierte Grünfassade nicht realisierbar war, entwickelte SLA einen Park im Steilhang, der wie eine überdimensionale „Seed Bomb“ den Wind am Dach der Müllverbrennungsanlage nützt, um die Samen auch im industriellen Umland der Anlage erfolgreich zu verbreiten und anzusiedeln. Die Vielfalt der Arten in Flora und Fauna konnte sich so innerhalb kürzester Zeit verdoppeln. Denn ein Projekt von SLA hört nicht mit der Eröffnung auf – erst dann beginnt das Monitoring, das Nachjustieren, die Untersuchungen zur sozialen Zufriedenheit oder eben zur Entwicklung der Biodiversität.

Das Projekt Sankt Kjeld's Square & Bryggervangen veranschaulicht, wie SLA aus dem öffentlichen Räumen um einen Kreisverkehr in Kopenhagen einen naturnahen Landschaftspark entwickelt. Die mächtige Verkehrsfläche wird auf den kleinstmöglichen Radius reduziert, ohne den Verkehrsfluss nur im Geringsten zu behindern. Die entsiegelten Flächen werden zu abwechslungsreichen Grünräumen und schaffen einen „grünen Puffer“ zwischen Verkehr und den anrainenden Gebäuden. Durch das geschickte Abgraben und Modellieren des Geländes entstand ein Versickerungssystem, das auch bei den in Kopenhagen immer häufiger werdenden Starkregenereignissen die Wassermassen aufnehmen kann. Ein natürlicher Hochwasserschutz, der durch eine Vielfalt an gepflanzten Bäumen und Pflanzen das überschüssige Wasser wieder mittels natürlicher Verdunstung abbaut.

Geschnippelte Hecken und monotone Baumreihen wird man bei SLA aber nicht finden, denn Natur und Wandel stehen im Vordergrund. Totholz und Tümpel sind keine Seltenheit. Als für die geplante Unterpflanzung der Bäume am Sankt Kjeld's Square der PH-Wert der Erde nicht stimmte, wurde bereits ein enorm teurer Bodenaustausch ventiliert. SLA setzte jedoch auf natürliche Methoden und hatte einen eigenen Förster im Team, der einfach nur gehäckselte Tannenzapfen auf die Erde schaufeln ließ. Und siehe da, ohne CO2-schwere Erdtransporte verbesserte sich der PH-Wert zusehendes, bis die Unterpflanzung erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Ob in Toronto zwischen Hochhausschluchten, im Regierungsviertel von Oslo oder auch in einem Park im Sand von Abu Dhabi – immer geht dem Design eine akribische Forschungsarbeit voraus. Welche Pflanzen sind standortgerecht, welche Tiere bzw. Insekten sind für deren Fortkommen wesentlich, wie kann Regenwasser mehrfach genutzt werden. Und ganz wichtig – wie können Orte der Begegnung für die Gemeinschaft der Anwohner*innen bzw. Nutzer*innen geschaffen werden?

Unser Dank geht an Mette Skold, die an diesem einen Tag unsere Herzen gewonnen hat. Und ebenso an das hervorragende und super engagierte Team von Smartvoll, dass unter Einsatz des Lebens das Büro und den Straßenraum davor in eine grüne Eventlocation verwandelt hat. Nach dem Vortrag wurde noch lange bei Bratwürstel, Bier, veganem Kartoffelgulasch und grünem Veltlina darüber diskutiert, wie schön es wäre, wenn auch in Wien so ein Umbau zu biodiversen, öffentlichen Räumen stattfinden könnte. Mette Skjold und SLA könnten dazu sicherlich wichtige Impulse setzen.

PS. Das Video-Interview mit Mette Skjold, dass wir im Glashaus der Cityfarm im Augarten aufgenommen haben, werden wir noch rechtzeitig vor Weihnachten auf unserer YouTube-Plattform veröffentlichen. Stay tuned!

www.sla.dk

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