Nachruf auf DI René Prassé
Es gab wohl kaum einen so passionierten und interessierten Freund der zeitgenössischen Architektur wie DI René Prassé. Bei fast keinem Vortrag, Biennale oder Eröffnung der letzten 33 Jahre fehlte der nette Herr, der stets bescheiden, aber aufmerksam, die Vorträge verfolgte, um danach mit seiner einzigartigen Sammlung an Autografen und Skizzen in gebundenen Büchern aus Büttenpapier die Vortragenden um einen weiteren Eintrag zu ersuchen. 1200 Einträge sind so in 5 Bänden zusammengekommen. Das nationale und internationale „Who is Who“ der Architektur, sowie auch einige renommierter bildender Künstler, sind in dieser einzigartigen Sammlung verewigt. Aber noch beeindruckender war die Person René Prassé, stets freundlich, stets interessiert mit einem immensen Wissen, sowie einem großen Herzen, nicht nur für Kultur.
Noch am 11. März berichtete René im Rahmen seiner Ausstellungseröffnung bei querkraft unterhaltsam über so manche Begebenheit zur Entstehung seiner Sammlung, stets mit einem Augenzwinkern und einer erfrischenden Portion an "Wiener Humor". René Prassé ist am 9. Mai im Kreise seiner Familie verstorben und wurde am 28. Mai im Familiengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Unsere Anteilnahme gilt seiner großartigen Familie, in der sein Geist weiterlebt. Die Architektenschaft hat einen ihrer aufmerksamsten und liebenswertesten Beobachter und Begleiter verloren.
Review Soirée pour René Prassé
Schon mit 16 Jahren entdeckte DI René Prassé seine Sammelleidenschaft, als er als Gymnasiast in einem Antiquitätengeschäft neben einer Lötz-Vase auch ein Portrait von Josef Hoffmann, gezeichnet von Carl Krenek, einem Mitglied des Österreichischen Werkbundes, der auch für die Wiener Werkstätten tätig war. In den 1960er Jahren dokumentierte er fotografisch Aktionen des Wiener Aktionismus und leitete mit Freunden eine Galerie für zeitgenössische Kunst, die Leerstände in der Mall von Harry Glücks Wohnsiedlung in Alt Erlaa bespielte. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit lernte er zahlreiche, renommierte Architekt:innen kennen. Seit 1992 hat René Prassé kaum einen Vortrag zeitgenössischer Architekt:innen versäumt und gehörte sozusagen zum Inventar eines Architekturvortrages. Mit seinem berühmten, schwarzen Koffer, in dem sich seine handgebundenen Bücher befanden, verfolgte er aufmerksam die Vorträge, um danach die größeren und kleineren Stars der Architekturszene zu einer Skizze oder einem Eintrag mit Widmung zu überreden. Friedrich Achleitner machte mit einem Gedicht den „Anfang“ - Schütte-Lihotzky, Hans Hollein, Renzo Piano, Toyo Ito, Jean Nouvel oder Zaha Hadid folgten, sodass die Sammlung in 33 Jahren auf über 1200 Einträge angewachsen ist.
Auf Initiative von Gerd Erhartt und aufgrund des außerordentlichen Engagements des gesamten querkraft-Teams konnte am 11. März die „René Prassé Collection“ erstmals im Rahmen eine Soirée bei querkraft an der alten Börse öffentlich bewundert werden. Über 180 Gäste waren der Einladung von architektur in progress gemeinsam mit querkraft gefolgt – das Who is Who der Architektenszene.
Boris Podrecca, Herman Czech, Marta Schreieck und Dieter Henke, Elke Delugan Meissl oder Christoph Pichler und Hannes Traupmann und viele, viele liebe Kolleg:innen mehr waren gekommen, um René Prassé die Ehre zu geben. Der Vortragsbereich bei querkraft wurde in eine Galerie mit 80 ausgesuchten Auszügen aus der Sammlung Prassé verwandelt, die auch durch Beiträge von bekannten Architekturfotograf:innen, Architekturkritiker:innen, sowie zeitgenössischen Künstlern wie Peter Pongratz, Hans Kupelwieser oder Erwin Wurm ergänzt wurde. Das Zustandekommen dieser anschaulichen Profilschnitts zeitgenössischen Architektur- und Kunstgeschehens konnte René Prassé im Beisein seiner lieben Familie im Rahmen eines launigen Talks mit Volker Dienst sehr unterhaltsam kommentieren. Viel Gesprächsstoff für den anschließenden Austausch mit einer ausgezeichneten Weinverkostung vom Weinhof Gudrun Grill aus Fels am Wagram, der perfekt von der querkraft-Jugend unterstützt wurde.
Danke, lieber René Prassé für Deine Liebe zur Architektur und Kunst, für Deine unermüdliche Sammelleidenschaft und Dein Engagement!